Carmen in fünf Akten - Rezensionen

 
Friederike Fritz, Journalistin, März 2006

Mit ihrem ersten Roman „Carmen in fünf Akten“ ist Ute Tietje, in Reiterkreisen bereits seit Jahren als Sachbuchautorin bekannt, ein spritziger und zugleich aktueller Einstieg als Romanautorin gelungen.

Ute Tietje beschreibt lebensfroh und humorvoll das Leben einer „reifen“ Single-Frau, die trotz ihres Alters fest daran glaubt, einen Partner fürs Leben zu finden. Das turbulente Liebesabenteuer, das kräftig mit schwarzem Humor und stilistischer Präsenz erzählt wird, ist eine erfrischende Abwechslung zu den unzähligen Büchern, in denen kaum Dreißigjährige den Mann fürs Leben suchen. Hier kann sich auch die gestandene Frau identifizieren und mitfiebern, wie die gewitzte Anne ihren Latin Lover schlussendlich aufs Glatteis führt. Intelligent, leichfüßig und spannend präsentiert sich hier ein richtiger Lesespaß, der trotz der Sexgelüste des Antagonisten niemals unter die Gürtellinie abdriftet.

Weser Kurier Bremen - Kultur, 2. Juni 2006 :  Vorhang auf für Carmen

Die bei Verden lebende Bremer Autorin Ute Tietje, die in der Vergangenheit mehrere Fachbücher veröffentlichte, hat jetzt in ihrem Romandebüt die Unwägbarkeiten der Partnersuche im Internet zum Thema gemacht.

Ute Tietjes Protagonistin, die 55-jährige freie Journalistin Anne ist eine selbstbewusste, eigenständige Frau, die sich was traut. Der Kontakt zu dem 62-jährigen nicht unvermögendem Spanier Juan via Internet ist anfangs noch von ausgemachter Höflichkeit geprägt. Ein Glücksgriff aus der Internetbörse? Journalistin Anne hat keine Bedenken, ein Urlaubsangebot in luxuriöser, spanischer Umgebung anzunehmen und erlebt dort - natürlich - eine Überraschung nach der anderen.

Dieser "Don Juan" ist weit älter, verheiratet und erpicht auf sexuelle Abenteuer. Die andalusischen Wochen der Norddeutschen gestalten sich von Tag zu Tag komplizierter, bisweilen aber nicht unkomisch, wenn der "Latin Lover" Ehefrau und Internet-Bekanntschaft gleichzeitig glücklich machen will. Das andalusische Abenteuer endet in einer Art Guerillakrieg zwischen den drei Personen, aus dem Anne einigermaßen ungeschoren heraus kommt. Für den reichen Don Juan ist sie nicht die richtige Person. Unter neuem Decknamen sucht er via Internet eine andere Zweit-Frau - bei dieser Suche ist Anne dann voller Schadenfreude auf ihre Art "behilflich".

Das Romandebüt ist Ute Tietje trotz des skurril wirkenden Plots schlüssig und unterhaltsam gelungen - allzu prüde darf man als Leser allerdings nicht sein.

Verdener Aller Zeitung - Kultur,  21. Juni 2006: Moderne Carmen in fünf Akten

Carmen, die temperamentvolle schöne Zigeunerin und Juan, der unersättliche Verführer, diese beiden Namen stehen für Leidenschaft schlechthin. Die Oper hat beide unsterblich gemacht. Ute Tietje griff den brisanten Stoff für ihren ersten Roman auf und kleidete ihn in eines skurrile Liebesgeschichte der heutigen Zeit.

So werfen sich die 55-jährige Anne mit dem Pseudonym „Carmen“ und der vorerst 62-jährige Juan keine verstohlen-feurigen Blicke hinter vorgehaltenem Fächer zu, sondern sie chatten im Internet auf einer Flirtline und kommen sich dabei schneller und gezielter näher als ihre verblichenen Vorbilder.

Während Bizets Oper Carmen im vierten Akt mit einem tödlichen Drama endet, geht es bei Ute Tietje im fünften Akt erst richtig zu Sache, denn im Roman gibt es für die Dame ein einseitiges Happy End.

Witzige Dialoge, die das uralte Thema von Mann und Frau auf die Schippe nehmen, ziehen sich durch das ganze Buch und halten so manchem Paar den Spiegel vor.

Ute Tietje, die bisher mit originellen Kochbüchern in der Tradition der amerikanischen Cowboys von sich reden machte, gelang mit diesem Roman ein guter Griff in die Überraschungskiste der Gegenwartsliteratur.